Die Fichte. Majestätisch steht sie in unseren Wäldern und sticht zwischen den Laubbäumen durch ihr dunkelgrünes Nadelkleid hervor. Sie ist ein immergrüner Baum, der jetzt im Winter oftmals den einzigen Farbklecks im Wald darstellt. Sie kann bis zu 600 Jahre alt werden und uns das ganze Jahr über von Nutzen sein. Bekannt ist sie den meisten wohl für den typischen, harzig-würzigen Fichtennadelduft, den sich noch immer viele zur Weihnachtszeit mit einer Fichte als Christbaum ins Haus holen oder als Duftöl oder Raumspray das ganze Jahr über schätzen. Für den Duft verantwortlich sind ätherische Öle, die wir auch gerne in Badezusätzen riechen oder vom Einreibemittel Franzbranntwein kennen.
Als Einreibemittel steigert Fichtennadelöl die Durchblutung und kann bei rheumatischen Beschwerden Abhilfe schaffen. In Form von Badezusätzen oder als Inhalation kann es gegen erkältungsbedingte Atemwegsbeschwerden helfen. Besonders bei produktivem Husten wirkt es auswurffördernd. Neben den Fichtennadeln und ihrem ätherischem Öl lässt sich jedoch auch noch etwas anderes von der Fichte verwenden.
Etwas, das den geheimnisvoll anmutenden Volksnamen Gold des Waldes trägt. Diese Bezeichnung lässt vielleicht schon erahnen, dass es etwas sein muss, das nicht allzu häufig und auch nicht in allzu großer Menge zu finden ist. Die Rede ist vom Baumharz.
Harz produzieren Bäume in erster Linie für sich selbst, um ihre Wunden zu verschließen und Schädlingen oder Pilzen das Eindringen zu erschweren.
Es ist also ihr hauseigenes Pflaster und ähnlich dem Grind, oder auch Schorf genannt, einer Wunde. Das Harz von Lärchen, Kiefern oder eben Fichten kann für Räuchermischungen oder im Falle der Fichte für eine Fichtenharzsalbe gesammelt werden. Es enthält Harzsäuren und – wie auch die Fichtennadeln – ätherische Öle, wirkt antibakteriell und fördert die Wundheilung.
Früher wurde die Fichtenharzsalbe auch Pechsalbe genannt. Diese Bezeichnung ist vom Gattungsnamen der Fichte, Picea, früher pix (lat. für Pech), abgeleitet. Zu früheren Zeiten hat man aus Fichten nämlich auch Pech gewonnen. Auch wenn dies heutzutage nicht mehr gemacht wird, ist die Salbe aber geblieben. Sie wurde damals wie heute als Zugsalbe zum Herausziehen von Splittern (im Dialekt auch Spieß oder Spreißel genannt), zur Förderung der Heilung kleinerer Wunden oder als schleimlösendes und wärmendes Brustbalsam bei Erkältungen verwendet.
Für die Fichtenharzsalbe braucht ihr:
100 ml Olivenöl
1 EL Fichtenharz
1 EL Fichtennadeln
2 EL getrocknete Ringelblumenblüten
2 TL Bienenwachs
1 feuerfestes Gefäß
(zum Beispiel einen gläsernen Messbecher)
1 Teefilter oder Baumwollbeutel
Schnur oder Faden
1 Topf
Salbentiegel
Alkohol zum Desinfizieren
Und so wird’s gemacht:
Zunächst desinfiziert ihr das feuerfeste Gefäß und die Salbentiegel mit Alkohol. Dann füllt ihr das Olivenöl in das feuerfeste Gefäß und gebt Fichtenharz, Fichtennadeln und Ringelblumenblüten in den Teefilter oder Baumwollbeutel. Bindet diesen mit einer Schnur oder einem Faden zu und setzt ihn in das Gefäß mit Olivenöl. Erhitzt nun das Gefäß mit dem Olivenöl und dem enthaltenen Teefilter/Baumwollbeutel bei mittlerer Hitze im Wasserbad. Für eine Stunde dürfen die Wirkstoffe von Fichtennadeln und Ringelblumenblüten nun ausziehen und das Harz schmelzen und in das Öl übergehen. Nach Ablauf der Zeit entnehmt ihr den Beutel, erhitzt das Öl nochmals und lasst das Bienenwachs einschmelzen. Danach könnt ihr die Salbe heiß in die Salbentiegel einfüllen und anschließend auskühlen und fest werden lassen, bevor ihr sie verschließt. Sie hält sich bis zu zwei Jahre.
Der Wildes Grünes Jahr-Tipp:
Ich verwende die Salbe auch gerne als Balsam nach der Rasur. Meine Haut ist ein wenig empfindlich und trotz scharfer Rasierhobelklinge und guter Rasierseife nach dem Rasieren oft gereizt. Mit dem Auftragen der Salbe auf die betreffenden Hautstellen habe ich gute Erfahrungen gemacht. Die geröteten Stellen scheinen sich dadurch schneller zu beruhigen.
Tipp zum Sammeln vom Fichtenharz:
Das Harz lässt sich das ganze Jahr über sammeln, klebt aber natürlich stark. Deswegen bevorzuge ich das Sammeln an Tagen mit Minusgraden, da es dann sehr hart ist und sich leichter und ohne großes Kleben vom Baum ablösen lässt.
Bitte sammelt mit Bedacht und sparsam und entnehmt das Harz nicht direkt von der Austrittsstelle, sondern nur die herablaufenden Tropfen. Der Baum produziert es schließlich für sich selbst, um gesund zu bleiben. Alternativ könnt ihr Fichtenharz natürlich auch kaufen.
Hinweis: Mein Wissensstand beruht auf selbst und von anderen erlerntem Wissen und persönlichen Erfahrungswerten. Er ersetzt jedoch nicht den Gang zu Ärzt:innen, Apotheker:innen und Mediziner:innen.